1. Die Transformation im Alltäglichen
Wer kennt es nicht, dieses unangenehme Gefühl, dass sich im Körper hochschleicht?
Es kommt unvermittelt in den verschiedensten Situationen.
Am Morgen auf dem Weg zur Arbeit ist es der Vorausfahrende, der nervt, weil er offensichtlich keine Übersicht im Straßenverkehr hat und ganz klar ein Hindernis darstellt. Oder der Mitarbeiter im Team, der Dich aufregt, weil er immer zu spät kommt und sich nicht an allgemeine Regeln halten kann. Und dann ist da noch seine in Deinen Augen ungerechtfertigte Beförderung, während Du schon wieder leer aus gehst.
Vielleicht hast Du auch den Eindruck: immer ich? Immer muss ich dies oder jenes, warum passiert es immer nur mir?
Es gibt unzählige Beispiele dieser Art – eine wiederkehrende Situation, in der Du machtlos zusehen muss, wie etwas entgegen Deiner Erwartung läuft, oder Du vielleicht sogar selbst so agierst, dass Du Dich hinterher fragst, warum Du so und nicht anders reagiert hast?
So viele unterschiedliche Situationen dieser Art es gibt, so viele mögliche Reaktionen können darauf folgen.
Die meisten von uns regen sich so durch den Tag auf, ein Stich folgt auf den nächsten.
Sicher, nicht jeder ist dadurch wirklich den ganzen Tag beeinflusst, oder fährt jedes Mal aus der Haut, doch unterschwellig schwelt es möglicherweise über längere Zeit.
Das macht sich zunächst durch das angesprochene unangenehme Gefühl bemerkbar.
Auch das ist individuell verschieden.
Wie manifestiert sich dieses Unwohlsein bei Dir?
Rumort es im Magen und kommt Dir vielleicht die Galle hoch?
Fängt das Herz an zu schneller zu schlagen und Dir steigt der Druck buchstäblich in den Hals?
Es kann genauso sein, dass Deine Schultern nach vorne fallen und sich der Nacken verspannt, bis hin zu Kopfschmerzen.
Auch andere Schmerzen an allen möglichen Körperstellen können diese Manifestation darstellen.
Unser Körper drückt für uns aus, wo im übertragenen Sinn der Schuh drückt.
Ignorieren wir die Anzeichen, werden sie heftiger, verlagern sich unter Umständen in andere Regionen des Körpers.
Manche Menschen gehen diesen Leidensweg sehr lange, bis sie bereit sind darauf zu reagieren, es muss evtl. erst eine psychische Beeinträchtigung daraus werden, bis als aller letze Alternative tatsächlich hingesehen wird.
Bis zu diesem Punkt waren mit den einzelnen Beschwerden schon ein paar Fachleute beschäftigt, die allesamt keine Ursache feststellen konnten, oder aber versucht haben, die Symptome zu lindern, ohne dem wirklichen Ursprung nachzugehen.
Wie komme ich denn jetzt aus dem alltäglichen Genervt sein auf eine solche Aussage?
Sei mal ehrlich mit Dir selbst.
Nur für einen Moment.
Hast schon mal ernsthaft gefragt, warum Dich der Vorausfahrende so zur Weißglut bringen kann, dass Du Deine gute Kinderstube vergisst? Warum schafft es ein völlig Fremder, Dich in so eine Energie zu versetzen und warum brauchst Du im Anschluss so lange, bis alles wieder „normal“ ist?
Und wie ist das auf der Arbeit – werden andere augenscheinlich immer bevorzugt behandelt und nur bei Dir ist der Chef besonders streng?
Nehmen wir für unser Gedankenspiel mal diese Auslöser vom schlechten Gefühl etwas unter die Lupe.
Was geschieht hier tatsächlich?
In beiden Fällen wird Dir jemand vorgezogen, zumindest empfindest Du es so.
Im Straßenverkehr ist es eine irgendwie geartete höhere Macht, die Dir genau jetzt diesen Schleicher vor die Nase gesetzt hat, wo Du sowieso schon knapp in der Zeit bist, war ja klar, Du schaffst es nicht, pünktlich zu sein, weil der da Dich ausbremst.
Und der Chef? Der sieht wieder nur den Kollegen, der sich lauthals immer in den Vordergrund drängelt.
Du strengst Dich an und leistest sehr gute Arbeit, stellst Dich aber nicht so gerne in den Vordergrund. Es frustriert Dich, weil er doch längst wissen muss, dass Du die Arbeit besser oder schneller erledigen kannst.
In beiden Fällen projizierst Du Deine eigene Unzufriedenheit auf jemand anderen. Du findest einen Schuldigen, der für Dich die Verantwortung für Deine elendigen Gefühle trägt.
Doch ist das wirklich der Fall?
Perspektivwechsel:
Du stehst in der Schlange im Supermarkt und genau vor Dir schließt die Kassiererin die Kasse und bittet Dich, Dich an der anderen Reihe anzustellen. Oder Du fährst auf einen Parkplatz und steuerst den letzten freien Platz an, kurz bevor Du einbiegen kannst, schneidet Dich ein anderes Fahrzeug und nimmt Dir diesen Platz weg.
Ist das Gefühl im Inneren nicht genau das Gleiche, wie in den Beispielen zuvor?
Vielleicht Wut? Vielleicht Resignation? Vielleicht auch Neid, auf den, der es geschafft hat, was Du niemals tätest?
Sogar der Körper reagiert mit den gleichen Symptomen, ob es uns in der Situation bewusst ist, oder nicht.
Es muss also etwas anderes dahinterstecken als die Ignoranz Deiner Mitmenschen, die Dich so empfinden lässt – dafür gibt es kein rezeptpflichtiges Medikament. Nicht mal eine kassenärztlich bezahlte Diagnose.
Das zu erkennen ist schon der erste große Schritt in die Transformation.
Es bedarf keiner schwierigen Definition des Begriffes, denn Transformation ist ganz einfach eine Veränderung –
In unserem Fall hin zu mehr Bewusstheit im Alltag. Beginnend mit kleinen, fast mikroskopischen Dosen von Achtsamkeit. Im Normalfall wird Dir erst später wirklich klar, was sich transformiert hat und wie diese Veränderung sich auf Dich auswirkt.
Du wechselst aktiv die Perspektive der Verantwortung!
Der Reihe nach.
Du erkennst, dass es in Deinem Alltag Situationen gibt, in denen Du eher unbewusst reagierst, sich Dein Körpergefühl ungünstig verändert und Dich diese Situationen deutlich länger beschäftigen, als sie es neutral betrachtet wert wären.
Praxis-Tipp 1: schreibe die Situation und Deine Reaktion dazu auf, oder mach Dir ein Sprachmemo. Ein Stichwort reicht, um sich später emotional wieder in den gleichen körperlichen Zustand zu versetzen
Allein dieses aktive Bemerken der jeweiligen Situation und der damit einhergehenden Begleiterscheinungen wird Dich in die Lage versetzen, den Erregungszustand in dem Moment selbst vergleichsweise schnell wieder herunterzufahren.
Mehr brauchst Du im ersten Ansatz gar nicht tun.
Erst, wenn Dir klar wird, wie sehr sich die körperlichen und emotionalen Symptome in den unterschiedlichen Situationen gleichen, beginnst Du mit dem nächsten Schritt.
Führe Dir die Gefühle in den belastenden Situationen in einem ruhigen Moment vor Augen.
Praxis-Tipp 2: nimm Dir Deine Memos vor und höre sie Dir an. Notiere auf einem anderen Blatt, was das Hören mit Dir macht. Wie fühlst Du Dich?
An dieser Stelle kann es hilfreich und vielleicht sogar erforderlich sein, sich professionelle Unterstützung zu holen. Du merkst es daran, dass Du Dich der emotionale Zustand allein überfordert.
Warum kann das passieren?
Wenn es Speicherungen von tiefsitzenden (seelischen) Verletzungen gibt, die Dein Energiesystem abgespalten hat, liegen evtl. schwere Emotionen zum Schutz davor, damit Du nicht hinsiehst. Das Problem mit diesem Schutz ist, dass er sich sehr subjektiv gebildet hat.
Er entstand z.B. aus einer völligen Fehleinschätzung im Kindesalter. Das Kind war maximal gekränkt, verletzt, vielleicht auch verängstigt, obwohl die gleiche Situation für ein erwachsenes Bewusstsein nicht einmal erwähnenswert wäre.
Um das in unser konkretes Beispiel zu übertragen, kann schon eine einzige emotional nicht verarbeitete Situation dazu geführt haben, dass eine Kette von Erfahrungen in der gleichen Schublade abgelegt worden ist.
Sicher hast Du schon vom inneren Kind gehört. Vielleicht hast Du Dich schon intensiver damit beschäftigt. Da es ein mittlerweile bekanntest Thema ist, gehe ich in diesem Artikel nicht in der Tiefe darauf ein.
Vielmehr greife ich ein weit verbreitetes tiefsitzendes emotionales Trauma auf, das zu dem beschriebenen Problem führen kann:
Durch die Bewusstwerdung der körperlichen Reaktionen hast Du erkannt, dass Du Dich klein und schutzlos fühlst, zurückgewiesen und vielleicht auch in Deinen Bedürfnissen übergangen.
Jetzt schauen wir hin und entdecken, die erste Situation, in der es Dich getroffen hat – häufig entsteht vor dem inneren Auge schon ein Bild, dass eindeutig zuzuordnen ist.
Es kann genauso gut ein Geruch oder ein Geräusch sein, dass Dir in den Sinn kommt. Du hast durch das bewusste Entscheiden für eine Transformation dafür gesorgt, dass Dein Energiesystem die Speicherung frei gibt.
Ich helfe Dir sie zu erkennen und in eine Kraftreserve für Dich zu wandeln.
Tun wir das mal wertfrei.
Blicken wir gemeinsam auf die Situation, als sähen wir sie im Kino.
Welche Akteure spielen mit?
Da ich für mein Beispiel das innere Kind mitgenommen habe, sehen wir Dich jetzt vielleicht im Kleinkindalter. Du spielst versunken und wirst von den Eltern aus der Situation herausgeholt, um zu erfahren, dass Du ein Geschwister bekommen wirst.
Es ist also subjektiv aus der Sicht eines Erwachsenen eine schöne und fröhliche Situation, alle sind voller Liebe und Vorfreude. Du nimmst es als Kind auch so wahr und doch ist da ein Stich irgendwo in Dir drin. Bewusst kannst Du es nicht zuordnen, weil Du das Gefühl gar nicht kennst und schon gar keinen Namen dafür hast. Es fühlt sich aber schmerzvoll an, obwohl die Stimmung um Dich herum sehr freudvoll ist.
Aus der Beobachtersicht, die Du gerade innehast, erkennst Du, dass es Angst ist. Angst vor dem Unbekannten, was jetzt wohl auf Dich zu kommt. Angst, Deine Eltern zu verlieren, denn warum bekommen sie noch ein Kind? Bin ich nicht genug? Habe ich etwas falsch gemacht?
Sehen sie denn nicht, dass ich ganz brav gespielt habe? Sie haben mich nicht lieb.
All das kann in der kleinen Kinderseele geschehen, ohne dass Du es wirklich im Bewusstsein zu greifen bekommen hättest. Es ist eingekapselt und wird jedes Mal in den nächsten Jahren, wenn Du Dich hinter dem Geschwister zurückgesetzt fühlst, verstärkt.
Ganz Ähnliches kann auch das jüngere Geschwister in einem sehr frühen Stadium erfahren.
Wenn es z.B. erlebt, dass es selbst weniger kann als das ältere Kind. Aus der Sicht eines Erwachsenen ist es ganz natürlich, dass ein kleineres Kind weniger „versteht“, bzw. weniger „kann“. Für das Individuum selbst ist es eine neue Erfahrung – im inneren Erleben fühlt es sich unter Umständen weniger wert als das große Geschwister, zu dem es aufschaut. Es vergleicht sich, um zu lernen. Es möchte alles zumindest genauso können und haben, weil es aus seinem ureigenen Verständnis heraus keine Unterscheidung zwischen sich und dem anderen Kind erkennen kann. Und doch erfährt es, dass es weniger ist, weil es (noch) nicht entsprechend leisten oder verstehen kann.
Mir ist wichtig zu betonen, dass es hier in keiner Weise um Schuld geht – niemand hat Dir mit Absicht diese Emotionen zur Verarbeitung eingepflanzt. Es hat einfach keine Verarbeitung der unbekannten Situation mit dem unidentifizierten Gefühl der Eifersucht, der Zurückweisung oder der geringeren Wertigkeit stattgefunden. Die Verletzung hat sich über die Jahre gut versteckt und durch alternative Symptome manifestiert.
Wir lernen früh, diese Dinge negativ zu bewerten, weil wir uns mit ihnen schlecht fühlen.
Ich bin hier, um Dich an die Kraft in Dir selbst zu erinnern, die diese Erfahrungen Dir gegeben haben.
Zunächst ist es unbewertet einfach nur eine Emotion gewesen– die dazu da war, uns in einer unbekannten Situation vor Gefahr zu schützen. Denn jedes zu diesem Zeitpunkt neue Gefühl, jede unbekannte Situation ist für das junge Leben eine potentielle Bedrohung. Solange das Bewusstsein noch nicht geschult ist, findet noch nicht mal eine Bewertung statt. Es ist einfach da. Nicht mehr und nicht weniger.
Erst die Erfahrungen, dass dieses Geschwister z.B. viel mehr Zeit von den Eltern bekommt, bildet erste negative Verknüpfungen. Je kleiner das Kind in dieser Situation ist, desto mehr besteht Gefahr schon alleine deswegen, weil eine Unterversorgung lebensgefährlich wäre – dass alles sind evolutionsbiologische Zusammenhänge, die sich unbemerkt im Energiekörper festsetzen können.
Ein Baby oder Kleinkind handelt und erlebt es nicht bewusst, es ist instinktiv darauf eingestellt, auf sich aufmerksam zu machen, wenn es ein Bedürfnis hat. Schlussendlich, um zu überleben. Kommt ein Geschwister dazu, muss das ältere Kind lernen, dass die eigenen Bedürfnisse gegenüber denen des kleineren Kindes zurückgestellt werden müssen.
Du erkennst sicher schon den Zusammenhang mit der Situation im Straßenverkehr – für unser emotionales System gibt es keinen Unterschied. Es ist eine Zurückweisung, eine von anderen bestimmte Angelegenheit, in der ich mein Bedürfnis nicht unmittelbar durchsetzen kann.
Also reagiert das Alarmsystem des Körpers mit Stress.
Diesen Kreislauf können wir mit der Bewusstwerdung des Ursprungs durchbrechen.
Indem wir hinschauen und wirklich verstehen, was geschehen ist, entdecken wir möglicherweise einen Weg anders damit um zu gehen. In der Arbeit mit dem inneren Kind wird an dieser Stelle gesagt, dass Du Dein inneres Kind in den Arm nehmen könntest, um ihm Geborgenheit und Sicherheit zu geben. Du kannst ihm sagen, dass Du die Führung übernimmst und dafür Sorge trägst, dass es immer beschützt ist. Das ist ein innerer Vorgang.
Die Entscheidung, selbst die Verantwortung zu übernehmen für das eigene Erleben, wird im heutigen Bewusstsein getroffen. Das führt Dich in die sogenannte Selbstermächtigung.
Automatisch erhöht die bewusste Beschäftigung mit den ursächlichen Situationen Deine Aufmerksamkeit. Die Auflösung der verknoteten Emotionen führt in der Folge dazu, dass sich Dein Selbstwertgefühl stabilisieren wird.
Je ehrlicher Du in den imaginären Spiegel schaust, desto weniger dieser nervenaufreibenden Situationen werden Dir in Deinem Alltag begegnen.
Und die, in die Du dennoch gerätst, werden Dich nicht so leicht aus dem Gleichgewicht bringen.
Das nenne ich eine wahre Transformation.
Es gibt übrigens keine Checkliste, in welcher Reihenfolge versteckte Emotionen aufzuarbeiten sind. Sie machen sich in der für Dich richtigen Reihenfolge bemerkbar. Es kann durchaus sein, dass Du denkst, schon alles bearbeitet zu haben und plötzlich ist es wieder da, dieses inzwischen bekannte Genervtsein.
Das ist großartig, denn Deine Seele hat einen Kanal gefunden, um effektiv mit Dir zu kommunizieren. Sie teilt Dir mit, wenn etwas nicht in Ordnung ist und Du hast gelernt, darauf zu achten und in Aktion zu treten.
Das ist die ultimative Chance zu immer mehr innerer Zufriedenheit zu kommen.
Das Ziel ist nicht, niemals wieder genervt zu sein. Gefühle dürfen da sein und gelebt werden, so wie sie kommen. Ich leite Dich gerne an, achtsamer mit Dir selbst um zu gehen und Dich in solchen oder ähnlichen Situationen von einer Bewertung zu entfernen.
Es ist völlig normal und genauso ok, genervt zu sein und nicht jede einzelne Situation, in der es uns passiert, hat zwangsläufig eine tiefere Botschaft.
Die Fähigkeit zu unterscheiden, ob Deine Seele mit Dir spricht, oder ob es heute einfach nicht geradeaus läuft, kannst Du bei mir lernen.
Was, wenn trotz einer fortgeschrittenen Bewusstheit immer wieder Stress-Energie mein System flutet?
Kann ich das umleiten, oder vielleicht sogar für mich nutzen?
Wunderbarerweise: JA.
Doch dazu mehr in einem anderen Artikel.
Erstveröffentlichung am 22.April 2024
PR
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Es kann beim Anwenden der Praxis-Tipps zu starken körperlichen oder psychischen Reaktionen kommen. Ich empfehle die Anwendung nach Anleitung und/oder innerhalb eines Coachings. Mein Coaching sowie meine Texte wenden sich an gesunde Menschen mit Interesse an Persönlichkeitsentwicklung, sie ersetzen in keiner Weise ärztliche oder psychotherapeutische Behandlungen. Ich rate unbedingt davon ab, verordnete Medikamente und/oder Therapien ab zu lehnen oder zu unterbrechen.